Das Stadtviertel Montparnasse wurde zwischen den Weltkriegen zum Künstlerviertels Paris und beerbte damit Montmartre. Heute prägt der eindrucksvolle Tour Montparnasse, der nach dem Eiffelturm das höchste Gebäude der Stadt ist, das Bild des Viertels. Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts die Mieten in Montmartre ein neues Rekordniveau erreichten, verschlug es immer mehr Nachwuchsküntler in das Stadtviertel Montparnasse. Diesen folgte nahezu die gesamte Kunstszene von Paris und schon bald flanierten Berühmtheiten wie Sartre, Hemingway, Joyce, Chagall, Picasso, aber auch Lenin und Trotzki entlang der Boulevards von Montparnasse. In den noch heute existierenden Cafés wie Dôme und La Coupole trafen sich Maler, Künstler und Literaten der Bohème - das Personal war angewiesen schlafende Künstler nicht zu wecken und Gemälde zur Begleichung der Rechnung zu akzeptieren. Zur Zeit des 2. Weltkriegs und des Börsenkrachs wanderte die Künstlerszene in die Umgebung von Saint-Germain-des-Pres ab. Nur noch wenige Ateliers erinnern heute an die glorreiche Epoche des Stadtviertels. In den 70er jahren des letzten Jahrhunderts wurden einige moderne Gebäude - darunter der alles überragende Tour Montparnasse - errichtet und das Erscheinungsbild des Viertels deutlich verändert. Montparnasse präsentiert sich heute relativ untouristisch und bietet daher einerseits einen Einblick in das authentische Paris, hat aber dennoch auch für den typischen Touristen einiges zu bieten.
Der 210 Meter hohe Tour Montparnasse bildet den Mittelpunkt des modernen Montparnasse-Viertels. Mit dem schnellsten Lift Europas - eine Live-Anzeige des Lifts informiert Sie über die aktuelle Geschwindigkeit des Aufzugs - gelangen Sie auf die 56. Etage des Gebäudes, von wo aus Sie durch die Glasfassade einen Blick in alle Himmelsrichtungen werfen können. Beleuchtete Panorama-Tafeln erklären, welche Sehenswürdigkeiten im jeweiligen Blickwinkel erspäht werden können. Im Café können Sie bei Erfrischungen (oder im Winter bei einen wärmenden Tee oder Kaffee) die Aussicht über Paris genießen, ein Souvenirshop bietet die typischen Paris-Souvenirs an.
Höhepunkt des Besuchs ist aber sicherlich die Aussichtsplattform, die Sie über einige Stiegen erreichen. Die Dachterasse schützt die Besucher neuerdings mit Glaswänden und Glasvordächern vor den Witterungen wie Wind und Regen. Die große Terasse erstreckt sich über die gesamte Fläche des Turms und bietet daher einen ungestörten 360-Grad-Rundblick. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch am späten Nachmittag. Dann können Sie mitverfolgen, wie sich der Himmel von Paris in der Abenddämmerung färbt und sich die Nacht langsam über Paris ausbreitet - hunderte Fotomotive warten auf Sie! Der Tour Montparnasse bietet wohl die beste und höchste Aussichtsplattform für Paris - auf der obersten Plattform des Eiffelturms sind Sie natürlich noch weiter über dem Boden, aber denken Sie daran, dass ein Panoramafoto von Paris, auf dem der Eiffelturm fehlt (da Sie ja selbst darauf stehen) nur die Hälfte Wert ist!
In unmittelbarer Umgebung finden Sie den Gare Montparnasse, von dem die modernen TGV-Züge in Richtung Bretagne und Atlantik verkehren. Natürlich bietet der Bahnhof auch eine Anbindung an die Metro (Montparnasse Bienvenüe) und ist deswegen ein guter Startpunkt für die Erkundung des Stadtviertels. Oberhalb des Bahnhofs liegt der Jardin Atlantique - der größte Dachgarten Europas. Auf einer Fläche von fast 6 Hektar bietet der künstlich angelegte Park über den unterirdischen Gleisen des Bahnhofs mit seinen Brunnen und Liegewiesen Erholung im sonst hektischem Stadtviertel.
Naturgemäß geht es auch am Cimetière de Montparnasse ruhiger zu, den Sie unmittelbar in Bahnhofsnähe finden. Am zweitgrößten Friedhof von Paris liegen berühmte Persönlichkeiten wie z.B. Sartre, de Beauvoir und Beckett begraben.
Östlich des Friedhofs wartet mit der Fondation Cartier eine weitere Sehenswürdigkeit auf Sie. Im eindrucksvollen Glashaus gibt es in Wechselausstellungen zeitgenössische Kunst von Malern, Bildhauern, aber auch Performancekünstlern der Stiftung Cartier zu sehen.
Folgen Sie den Boulevard Raspail Richtung Süden haben Sie die Möglichkeit die Katakomben (Les Catacombes de Paris) der Stadt zu besichtigen. Durch die sogennante Höllenschranke betritt man das Reich der Toten. Rund 100 Stufen führen Sie etwa 20 Meter unter die Straßen von Paris, wo Sie die Gebeine von über 5 Millionen Personen erwarten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Gebeine von etlichen überfüllten Pariser Friedhöfen in die Katakomben überstellt und können nun - sorgfältig nach Körperteilen sortier - von mutigen Besuchern besichtigt werden. Die Knochen stapeln sich vom Boden bis zur Decke der Gewölbe des ehemaligen Steinbruchs und es erfordert schon etwas Mut, durch die kilometerlangen, unterirdischen Wege zu schreiten. Wir empfehlen eine eigene Taschenlampe mitzunehmen und sich für die auch im Sommer niedrigen Temperaturen in den Katakomben ausreichend zu bekleiden.
Wenn Sie sich vom nächtlichen Paris-Panorama, dass Sie vom Tour Montparnasse erblicken sattgesehen haben, bieten sich in Montparnasse viele spätabendliche Unterhaltungsmöglichkeiten. Eine Fülle von Cafés, Bars, leistbaren sowie Gourmetrestaurants und Kinos stehen Ihnen zur Verfügung.